method

Methode und Vorgehen

Gestalttherapie arbeitet beziehungsorientiert im Hier und Jetzt, d.h. sie fokussiert auf die Awareness für die Phänomene, wie sie gegenwärtig im eigenen Leib und in dem Beziehungsgeschehen der therapeutischen Situation erlebt werden bzw. sich darin widerspiegeln. Ihre Methoden dienen dazu, die Spuren abgedrängter psychischer Inhalte aufzunehmen, den inneren Kontakt mit bisher abgewehrtem psychischem Material wieder herzustellen und es zu integrieren. Bekannt ist sie dabei für ihre erlebnis-aktivierenden, szenisch gestalteten inneren Dialoge (z.B. durch die Arbeit mit leeren Stühlen), ferner für das Einsetzen von künstlerisch-kreativen Ausdrucksmitteln. In methodischer Hinsicht verfügt die Gestalttherapie über eine breite Palette. Auf dem Gebiet der konfliktbedingten Störungen (Neurosen) dienen die erlebnisaktivierenden Methoden dazu, den aktuellen oder aktualisierten Konfliktherd zielsicher aufzuspüren und einer Bearbeitung zuzuführen. Menschen mit einer brüchigen Persönlichkeitsstruktur (frühe Störungen) profitieren in der Gestalttherapie von deren strukturaufbauendem Potential, ihrer zentrierenden, schützenden, haltgebenden und stabilisierenden Fähigkeit. Dies gilt ebenso für traumatisierte Menschen (Psychotraumatologie). Für sie stehen Möglichkeiten bereit, zunächst ihren "Boden" wieder zu finden, ferner die belastenden Erinnerungen bewußt und steuerbar auf den vorläufig noch notwendigen Abstand zu bringen und danach erst im Schutzraum der therapeutischen Beziehung und in einem ihnen angemessenen Tempo die Konfrontation schrittweise zuzulassen. Dabei kann die Veränderung des Bedeutungsrahmens eines solchen Erlebnisses sehr hilfreich sein. Die Gestalttherapie wird in ihrem methodischen Vorgehen jeweils dem Entwicklungsstand des Patienten/Klienten angepaßt. Ein übergreifendes Ziel dabei ist Entwicklung, Wachstum und Reifung der Persönlichkeit. Auch aus der vielschichtigen therapeutischen Beziehung werden, der jeweiligen Situation und Problematik entsprechend, verschiedene Beziehungsanteile in den Vordergrund geholt. Dabei sind zu unterscheiden (nach L. Hartmann-Kottek): 1) die Realbeziehung zum Patienten (inkl. der Auswirkung seiner Abwehrformation), 2) die Dimension von Übertragung und Gegenübertragung, 3) der Kontakt zu dem im neurotischen Konflikt steckengebliebenen Persönlichkeitsanteil (meistens ein Kind-Ich-Anteil), 4) die "Ich-Du"-Kontaktebene von Wesenskern zu Wesenskern (nach M. Buber), 5) das Arbeitsbündnis, 6) die Expertenebene des Therapeuten, z.B. beim Anregen eines Rollenspiels etc. Die Gestalttherapie arbeitet auf der Beziehungsebene auf eine emotional klare, realistische Beziehungsfähigkeit hin und löst deshalb relativ früh Übertragungsphänomene ab, wenn dies möglich und sinnvoll ist. Sie nutzt letztere über szenisches Assoziieren als "Königsweg" zur krankmachenden Ursprungsbeziehung, die sie im innerseelischen Rollenspiel wiederbelebt und weiterentwickelt. Der Therapeut, der in der Gestalttherapie von der Übertragungsneurose weitgehend entlastet ist, kann, wenn erforderlich, dem an seinem Problem arbeitenden Klienten auf einer der anderen Beziehungsebenen zur Verfügung und zur Seite sein. Das gibt der Therapie bzw. dem Patient eine große Sicherheit. Die Wirksamkeit der Gestalttherapie mit ihrer Gefühl, Verstand und Leiblichkeit ansprechenden Vorgehensweise ist inzwischen in mehreren Studien wissenschaftlich mit signifikanten, zeitstabilen Ergebnissen nachgewiesen. Dabei wird insbesondere die "prozessuale Aktivierung" bzw. die "unmittelbare Erfahrung" hervorgehoben, die generell als wesentliches Wirkprinzip der Psychotherapie anzusehen sind und die seit je ein maßgebliches Ziel der gestalttherapeutischen Methoden darstellen.